Die Grundlagen zum Umgang mit Fotos und die Gefahren beim Anfertigen von Bildaufnahmen wurden bereits in einem Artikel zum Thema „Anonymisieren von Fotos“ vorgestellt. Dieser Betrag soll nun durch die Vorstellung der beiden APPs „ObscuraCam“ (Android) und „CameraV“ (Android) ergänzt werden. Beide Apps liefern verschiedene Funktionen zum Schutz der Privatsphäre bei Handyaufnahmen.
ObscuraCam, das vom Guardian Project in Zusammenarbeit mit WITNESS entwickelt wird, soll für weniger erfahre Nutzer die Möglichkeit eröffnen Handyfotos und sogar Videos bereits bei der Aufnahme zu anonymisieren. Für Fotos funktioniert die Anonymisierung sogar ohne vorherige Speicherung der Bilddatei auf dem Gerät. Die APP versucht dann automatisch Gesichter zu erkennen und diese vor dem Speichern zu verpixeln. Obwohl die APP Gesichter recht zuverlässig erkennt, kann es erforderlich sein nochmal von Hand nachzuhelfen, was aber unproblematisch möglich ist. Neben der Verpixelung, die auf den ersten Blick noch einige Rückschlüsse auf die verpixelten Bereiche zu lässt, kann man die ausgewählten Bereiche auch schwärzen.

Ein weiteres Feature ist das Invertieren der Verpixelung, so dass einzelne Gesichter erkennbar bleiben, während z.B. Personen im Hintergrund ausgeblendet werden. In der praktischen Anwendung ist das Editieren von Bildern aber leider etwas schwerfällig und eher schlecht zu kontrollieren. ObscuraCam löscht dafür aber auch alle Metadaten des Bildes, wie etwa Telefonmodell, GPS-Daten oder andere Bilddaten.
Die APP gibt es über Googles Playstore: https://play.google.com/store/apps/details?id=org.witness.sscphase1&feature=search_result
Die APP „CameraV“ wird ebenfalls vom Guardian Project in Zusammenarbeit mit WITNESS entwickelt und richtet sich in erster Linie an Journalisten, Menschenrechtler und Juristen für die Überprüfung von Bildmaterial aus Krisengebieten. Zu diesem Zweck speichert die APP neben dem Bild zahlreiche Metadaten (z.B. Sensordaten des Smartphones, wie etwa Lichteinfall, Luftdruck, Bewegung oder vorhandene WLAN-Netze) um einen digitalen Fingerabdruck zu erzeugen. Außerdem gibt es die Möglichkeit Bilder mit Notizen zu versehen. Die APP verschlüsselt diese Daten, lässt sich recht einfach sperren und verfügt über einen Panic-Modus, der wahlweise alle Bilder oder sogar zusätzlich die APP löscht. Geschossene Bilder können entweder auf dem Gerät gespeichert oder über Dropbox bzw. einen auf dem Gerät laufenden Webserver zur Verfügung gestellt werden.
Die APP gibt es ebenfalls in Googles Playstore: https://play.google.com/store/apps/details?id=org.witness.informacam.app
Fazit: Beide APPs sind mächtige Tools zum Schutz von Bildmaterial. Während ObscuraCam eher auf den Schutz der Privatsphäre gerichtet ist, gibt CameraV die Möglichkeit kritisches Beweismaterial anzufertigen und – trotz eventueller Beschlagnahme des Gerätes – zu sichern. Beide APPs sollten aber dennoch mit Bedacht und nur nach ausreichender Vorbereitung eingesetzt werden. Im Rahmen einer Demonstration sollte CameraV z.B. um Missverständnisse (und damit womöglich Verletzungen beim Fotografen ;-)) zu vermeiden nur nach vorheriger Absprache mit dem Veranstalter und auf einem ausschließlich für die Verwendung der APP reservierten Gerät eingesetzt werden.